Schule muss attraktiver werden, für Lehrkräfte UND Schüler*innen

Die ständige wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusminister*innenkonferenz (KMK) hat unlängst eine Stellungnahme mit Empfehlungen zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel publiziert. Die darin erwähnten Vorschläge finden sich unten (leicht verändert von mir) samt Erläuterung, was dies für Schule bedeutet. Ganz von der Diskussion um Schule ausgelassen ist die Qualität des Unterrichts, die durch Ausfall und Erkrankung belasteter Kolleg*innen leidet und die durch die vorgeschlagenen Maßnahmen auch keinen Aufwind erleben kann. Zusätzlich ist die KMK stets bemüht eine Krise aufzuzeigen, während sie eine andere versucht zu kaschieren. Denn nicht nur in der Schule, nein auch im gesamten Umfeld von pädagogischer Arbeit herrscht ein Mangel und eine Misswirtschaft, in die seit Jahrzehnten sehenden Auges hingearbeitet wurde. So sinkt die Anzahl staatlicher Einrichtungen gegenüber Einrichtungen in freier Trägerschaft. Hier zieht sich der Staat aus der Verantwortung. So ist auch die Zeit von Schüler*innen in der Schule mit Erzieher*innen oft geprägt von einer bloßen Betreuung anstatt der von vielen Seiten erstrebten pädagogischen Arbeit am Kind. Sonderpädagogische Diagnostik dauert viel zu lang. In einigen mit bekannten Fällen zwischen 1-1,5 Jahre bis ein Ergebnis vorliegt und ein Maßnahmenplan geschrieben werden kann, der dann mangels Personal nicht umgesetzt werden kann. Sekretariate in Schulen sind oft unbesetzt und Lehrkräfte in Leitungsfunktion müssen Aufgaben übernehmen, die eigentlich nicht zu ihrem Profil passen. Wie soll eine Schule Schulentwicklung betreiben, wenn die Schulleitung ständig Unterricht vertreten oder Betreuung abdecken muss, weil das Personal nicht ausreicht? Die KMK hat versagt, und das nicht erst seit gestern. Ihre Sitzungen sind intransparent, Arbeitsgruppen sind werden weder dokumentiert, noch veröffentlicht.

1. Erschließung von Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften mittels

  • späterer Eintritt in die Rente, Abschaffung der Altersteilzeit, Abschaffung der Teilzeit allgemein
  • Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung
  • erleichterter Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen;
  • Abordnung von Lehrkräften an Dienststellen mit besonderem Bedarf;
  • Entlastung der Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben.

Einschätzung: unrealistische Szenarien der späteren Rente und Abschaffung der Teilzeit, sind nutzlos für das Ziel, den Beruf attraktiver zu machen und die Qualität der Bildung zu erhalten und zu erhöhen, wo nötig. Die Erleichterung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und die Anerkennung von Arbeitszeiten im Schuldienst im Ausland ist eine Forderung, die es seit Jahren gibt und es ist nicht erkennbar wie das jetzt umgesetzt werden soll. Bisher gibt es dazu keine Strategie und auch hier im Papier bleibt die SMK sehr vage. Umsetzungen (das ist wahrscheinlich mit Abordnungen hier gemeint) sind mit beamteten Lehrkräften einfacher herzustellen als mit nicht beamteten, dennoch gibt es Hürden für diese. Es gibt derzeit wahrscheinlich nur Möglichkeiten im Promille-Bereich für solch eine Maßnahme. Organisations- und Verwaltungsaufgaben werden im Dokument nicht näher beschrieben. Es ist anzunehmen, dass die KMK gar nicht weiß, in welchem Umfang Lehrkräfte Organisations- und Verwaltungsaufgaben übernehmen müssen.

2. Ausweitung des Potenzials an qualifizierten Lehrkräften

  • durch die Weiterqualifizierung von Gymnasiallehrkräften für andere Schulformen
  • und durch die Nachqualifizierung in Mangelfächern.

Einschätzung: Weiterqualifizierung braucht Zeit. Der Lehrkräftemangel ist aber schon da. Dass hier nur von Gymnasiallehrkräften gesprochen wird liegt daran, dass es noch immer Beharrungskräfte bei der Gliedrigkeit des Schulsystems in Deutschland gibt. Dies aufzulösen wäre ein erster Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit in der Bildung in Deutschland.

3. Entlastung und Unterstützung qualifizierter Lehrkräfte durch Studierende und andere, formal nicht (vollständig) qualifizierte Personen.

4. Flexibilisierung des Einsatzes von Lehrkräften durch

  • Hybridunterricht;
  • Erhöhung der Selbstlernzeiten von Schüler:innen;
  • Anpassung der Klassenfrequenzen = Mehr Schüler*innen pro Klasse

5. Vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung mittels

  • Achtsamkeitstrainings und eMental-Health-Angeboten;
  • Coaching- und (Gruppen-)Supervisionsangeboten;
  • Kompetenztrainings zur Klassen- und Gesprächsführung;
  • niedrigschwelliger, gut zugänglicher Angebote;
  • Sensibilisierung und Unterstützung von Schulleitungen;
  • Bündelung von Angeboten an einem Ort und Optimierung des Informationsmanagements.

6. Bestandsaufnahme, Bewertung und Weiterentwicklung von Modellen des Quer- und Seiteneinstiegs.

Die oben beschriebenen Maßnahmen sind schon vielfach kritisiert worden und tragen meiner Meinung nach weder dazu bei den Beruf der Lehrkraft attraktiver zu machen, noch die Qualität von Unterricht zu erhöhen.

Ideen für eine Gute Schule:

Alle studieren einen Bachelor mit Lehramtsoption, bei dem die Studis in 2-3 Felder hinein schauen können und dabei zwei vertiefen.

Im Master of Education wird dann eine allgemeine Fachdidaktik geboten. Die Studierenden können sich dran anschließend in einem Praxissemster, das sie ausschließlich an einer Schule sind,

und einen allgemeinen Studiengang im Master für Lehrkräfte mit anschließenden 3-5 Praxisjahren ohne Referendariat

Ideen für die gute Kita:

  • Kinderläden überall statt Kita-Gebäude ohne Kinder oder mit Massenbetrieb!